Sonntag, 24. August 2014

Kissinger Sport-Club - TSV Haunstetten 1:0

Nachdem das Glas wieder leer war, ging es für mich allmählich weiter. Ich spielte noch bissel am roten Automaten, Verbindung hier, Verbindung da. Ausdrucken, mitnehmen. Kissing hieß das nächste Ziel, es waren nur ein paar Kilometer. Deshalb auch die stressfreie Zeit, einfach schön, es auch mal wieder etwas locker angehen zu lassen. In Kissing angekommen, stand der nächste Fußmarsch auf dem Programm. Es ging einmal durch den ganzen Ort, von Westen nach Osten. Fraglich, ob die Zeit für den Rückweg reichen sollte. Das wird eine ganz enge Kiste. Aber noch nicht daran denken, erst mal locker zum Stadion schlendern, noch über einen Parkplatz und schon stand ich davor. Die Füße brannten jetzt bereits, hatte ich doch schon etliche Meter heute gemacht. Aber zum Glück gibt es ja hier auch eine lecker Tribüne mit bequemen Schalensitzen. Schnell noch einen Gerstensaft holen und dann locker Fußi schauen, herrlich. Ich hätte auch hinter der Tribüne umsonst reingehen können, doch ich bin ja ehrlich und watschelte an der Kasse vorbei und unterstützte den Verein. Als Belohnung gab es ein nettes Ticket, das in die Sammlung aufgenommen werden kann. Leider weiß ich vom Spiel nichts mehr, kann mich an gar nichts erinnern. Nur so viel, dass ich mit deutlich mehr Zuschauern gerechnet hatte, war es doch ein richtiges Derby. Doch viele scheint das hier nicht zu interessieren, auch recht, mich interessierte es jedenfalls. Die Tribüne kann sich sehen lassen, der Rest vom Gelände ist allerdings richtig öde und nicht unbedingt schön. Hier könnte man sicherlich mehr draus machen. Weitläufig, keine Wege, keine Treppen, man muss sich selber durchschlagen. Dann gibt es hinten an der Sport- oder Stadthalle noch ein Lokal, das offen hatte. Alles sehr unkoordiniert, wie ich finde. Aber ich muss ja nur einmal hier her und nicht jedes zweite Wochenende. Immerhin konnte ich die Bierdeckelsammlung noch ordentlich erweitern, der Rucksack war voll. Zurück zum Spiel, die zweite Halbzeit wurde auch nicht besser, aber ich genoss es trotzdem. Es war wohl das beste Wochenende im August. Erst hoch, dann wieder runter. Vier gute Grounds gemacht, dazu ordentlich rumgekommen. Ich arbeitete das Wochenende bereits jetzt auf, obwohl es noch gar nicht zu Ende war. So konnte ich die zweite Halbzeit in Ruhe absitzen und mich dann kurz vor Schluss bereits wieder zum Ausgang begeben. Es gab wirklich überhaupt keinen Grund auch nur für eine Sekunde Nachspielzeit. Doch am Ende waren es wieder vier oder fünf, die mir von meiner kostbaren Zeit gestohlen wurden. Das werde ich wohl nicht mehr schaffen, die frühere Verbindung rückte in ganz weite Ferne. Doch dann war endlich Schluss und die ersten hundert Meter wurden in leichtem Dauerlauf zurückgelegt. Nur nicht zu schnell angehen, hinten raus muss ich mich sonst wieder quälen. Aber es wurde verdammt eng. Aber ich hatte noch Reserven, konnte hinten raus nochmal Tempo machen. Der Bahnhof war erreicht, schnell noch einen kurzen Blick auf den Fahrplan, dann rauf aufs Gleis und schon kam der Zug. Es hatte alles gepasst, jetzt wollte ich kurz durchatmen. Doch was war das? Ich sitze da in der ersten Klasse und eine Familie mit Kind kommt herein. So, mein Burli, wollen wir mal schauen, ob Du Kacka gemacht hast. Fangen die doch an, ihr Kind da zu wickeln. Ich brech ab. Den Hosenscheißer nicht im Griff haben, aber einen Sonntagsausflug machen wollen. Meine Güte, was für eine Scheiße. Ich gab schließlich nach, verließ das Abteil und ging ans andere Ende vom Zug. Der Schaffner hatte auch nix anderes zu tun, als mal am Popo zu schnüffeln und sich mit der Familie zu freuen. Doch die Windel sollte mich verfolgen. Ich stand also an der anderen Seite, hatte mit der Sache abgeschlossen, doch schon kam der ganze Tross auf mich zu, die Windel in der Hand, auf der Suche nach einem Mülleimer. Die Windel wurde geschwungen wie ein Lasso. Meine Fresse, was ist denn hier nur los. Mach hin, ich will raus hier, nix wie raus. Doch so ein paar Minuten können auch zur Qual werden, einfach unglaublich. Dann war der Hauptbahnhof wieder erreicht, ich schrie noch was unschönes hinterher und flüchtete dann. Ich war einfach platt, nicht nur körperlich. Aber das, was jetzt folgte, entschädigte. Die Fahrt nach Hause war ein Genuss. Ein Sechserabteil für mich alleine, dazu ging es durch die goldenen Felder nach Norden, einfach schön, einfach Entspannung pur. Ich klebte fast nur an der Scheibe. Ach was soll ich sagen, es war genial. Jetzt wurde ich nochmal richtig belohnt. Ich dankte mir selbst für dieses schöne Wochenende. Und jetzt, fast fünf Monate später, habe ich sogar die Berichte dazu noch geschrieben. Einfach nur Wahnsinn…

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