Samstag, 10. August 2013

FC Stahl Brandenburg - SV Victoria Seelow 2:2

Ich blättere doch gerade in meinen handschriftlichen Kritzeleien um herauszufinden, ob ich zu Bremerhaven noch etwas vergessen habe. Nichts nennenswertes, außer dass es wohl fünf zu fünf hätte ausgehen können. Doch Bremerhaven ist jetzt abgehakt, obwohl die Gedanken noch manchmal darum kreisen. Und das ist gut, dass sie kreisen. Sie müssen immer kreisen, immer und immer wieder. Daran merke ich dann, dass ich mir das zu Herzen nehme, dass ich die Sache ernst nehme, dass es für mich wichtig ist und war. Ich habe es immer noch im Kopf und das ist gut so! Ohne Frühstück aber mit satter Dusche ging es in den Samstag hinein. Von Norden sollte es bis vor die Tore der Hauptstadt gehen, genauer gesagt nach Brandenburg. Ist ja immer noch ein weißer Fleck in meiner Hopper-Karte, doch als ehemaliger Zweitligist muss das ja irgendwann mal gemacht werden. Langsam ging es los, in wenigen Minuten ging es über das harte Kopfsteinpflaster und die Klinkersteine wieder zum verlassenen Bahnhof zurück, wo bereits das samstägliche Einkaufspack auf den Zug wartete. Ich habe da andere Interessen und darüber bin ich auch vollends glücklich. Ich muss mich nicht mit einem Pudding und Salzstangen bewaffnen und dann im Zug nach Bremen zum Einkaufen fahren. Ich sauge lieber auf, zähle die Schafe und Kühe links und rechts der Strecke, igele mich ein, mache es mir gemütlich. Nach mittlerer Zeit kam ich dann in Hannover an und wurde jetzt wieder von der Müdigkeit eingeholt. Kaffee wurde im Erdgeschoss besorgt, dann wollte ich wieder hoch aufs Gleis. Leider nahm ich die falsche Rolltreppe, so dass ich kurzzeitig einen auf Michael Jackson machte und rückwärts gehen musste. Meine Güte, voll daneben in diesem Moment. Dann stand ich aber doch oben, links und rechts ein IC in Richtung Osten. Meiner natürlich verspätet, also nahm ich den späteren, der dann früher bzw. zeitgleich in Magdeburg ankam. Ich weiß nicht, aber beim IC habe ich immer am meisten Angst, dass dieser einfach irgendwo dann stehen bleibt und nicht mehr weiterfährt. Das kam halt schon des öfteren vor, aber diesmal ging es wieder mal gut. Mit dem RE ging es dann noch eine Weile bis nach Brandenburg, draußen war es bereits wieder gut warm, im Inneren des Zuges bildeten sich schon wieder Eiszapfen an der Decke. Krass, diese Unterschiede. Da hat der Körper echt was zu schaffen. Bald war der Zielort erreicht und ich stieg erleichtert aus dem Zug. Endlich raus, bewegen, rumhängen, Fußball schauen. Der Kollege wurde bereits gesichtet und von nun an ging es gemeinsam weiter. Zu Fuß heute absolut undenkbar, wären wohl so um die fünf Kilometer gewesen. Also wurde erst mal auf die gute alte Straßenbahn zurückgegriffen, die uns für ein paar Cent durch die ganze Stadt kutschierte. Nette Sache, da zahlt man doch gerne. Dann befanden wir uns im Dunstkreis der geilen alten Ostschüssel. Schwierigkeiten gab es allerdings mit dem Eingang. Tribüne hinten lang und schon wird man angeguckt, als wäre man einer vom Mars. Was wir hier machen würden, wir konterten mit hohem Puls "Fußball schauen". Wie, wo, was? Da kommen doch tatsächlich Leute, die hier auch noch das Spiel anschauen wollen. Es wurde auf den Eingang verwiesen, den man erst mal finden musste. Dann folgte die erste von zwei Kult-Szenen an diesem Tage. Ein älterer Herr fuhr vorbei, hielt an und kurbelte die Scheibe runter. Gegen wen spielen die denn heute, fragte er. Wir antworteten im Gleichklang. Gegen Seelow. Gegen wen? Seelow! Jetzt der Kult. Er wackelte kurz von links nach rechts, nochmal kurz von rechts nach links, schüttelte dann kurz den Kopf und sagte och nö. Und fuhr davon. Er fuhr einfach davon. Seelow ist einfach zu schlecht, da brauch man nicht ins Stadion zu gehen. Absolut geile Aktion. Gut, ist hier jetzt wohl nicht ganz nachzuvollziehen, aber dieser Moment mit dem Hin- und Herwackeln, einfach köstlich. Und der nächste Kult folgte gleich hinterher. Ein Typ in Badeschlappen machte sich auf zur Kasse, hatte nur grünes Kleingeld dabei, kaufte sich ein Programm. Gut, Karte hat er vielleicht schon. Doch nix da, er kaufte nur das Heft, sagte dem Kassierer dass er heute nicht könne und schlich wieder davon. Habe ich auch noch nie erlebt. Ein schöner Tag, ein lustiger Tag. Wir holten uns dann brav eine Karte ab und gingen endlich hinein in die gute Stube. Wirklich gut hier, jede einzelne Minute Fahrtzeit hatte sich heute gelohnt. Ein Ground wie aus dem Bilderbuch, herrlich, alt, gut erhalten, bunt, klar, eindeutig. Das sind die Dinger, die uns wieder sagen, ja, alles richtig gemacht. Den Pudding und die Salzstangen vergessen und hier aufsaugen was geht. Nachdem die Finger wund waren ging es auf die Tribüne. Was jetzt folgte, hatte ich auch noch nie erlebt. Ein Unwetter mit Blitz, Donner und Regenmassen, dass man Angst bekam. Bis auf die letzte Sitzreihe flüchteten die Zuschauer, doch es half nichts. Es war unglaublich, was da abging. Die frühe Verbindung war somit gleich passé, jetzt war unterbrochen, jetzt dauerte es, doch es wurde wieder weitergekickt. Es besserte sich und das Spiel konnte jetzt locker weitergeschaut werden. Es war ein ordentliches Spiel wie ich fand, klar und ohne viel Mist. Dann war es aber vorüber, aus und vorbei. Stahl Brandenburg war und ist im Sack, es ist vollbracht. Wir waren zufrieden, nahmen wieder das Bähnchen in Richtung Bahnhof und fuhren davon. In Hannover erreichte ich dann zwar einen früheren ICE nach Fulda, der aber noch satte dreißig Minuten Verspätung herausfuhr. Somit war die Freude kurzzeitig verflogen, aber auch das konnte ich letztlich verschmerzen. Es war heute wichtig, gut durch den Tag zu kommen und diese Erlebnisse mitzunehmen. Auch wenn ich heute keine Vollkornschnitte hatte, kein glitschiger Obstsalat meine Speiseröhre hinunterglitt, war ich doch sehr, sehr zufrieden. Ich kann halt nix, aber das, das kann ich dafür richtig gut...

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